In einer Feier im Haus der Region in Hannover wurde von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit am 9.3. die Abraham-Plakette an die Evangelische IGS Wunstorf verliehen.
Gewürdigt wird mit der Verleihung besonderes Engagement an Schulen gegen das Vergessen und zum Gedenken an die Judenverfolgung.
Die Evangelische IGS stellte vor, in welch vielfältiger Weise sie sich für das Judentum und gegen Antisemitismus einsetzt.
Frau Rothämel benannte die pädagogischen Ziele einer Holocaust-Education und gab einen Überblick über die Vielzahl schulischer Projekte. Als besonders einprägsam nannte sie das im Schuljahr 2018/19 erstmalig stattfindende freiwilliges Studienangebot im Rahmen der AG „Die Shoah erinnern und reflektieren“ in der Sek II, in der Schüler*innen sich mit den historisch-politischen Kontexten auseinandersetzen, dies in Kooperation mit der Leibniz Universität Hannover und verbunden mit einer Fahrt in die Gedenkstätte des Vernichtungslagers Auschwitz sowie nach Krakau (Besuch der Schindlerfabrik und des Geländes des ehemaligen KZ Plaszow). Lisa Dopke, Deutsch- und Geschichtslehrerin, die diese Shoa-AG leitet, ergänzte weitere Details. Sie erzählte von erschütternden, aber auch bewegenden Momenten gemeinsam mit den Schüler*innen, so z.B. dem inneren Konflikt für sie angesichts des Baus eines Fast Food Restaurants auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers und der Schwierigkeit, dort einfach Pommes zu essen. Zugleich verwies sie auf eine vergleichbare Problematik in der Wasserstadt in Hannover, die auf dem Außengelände von Ahlem errichtet werde. Jedem ihrer Sätze merkte man an, dass das Thema „Erinnerungskultur“ und Antisemitismus für sie ganz zentrale Bedeutung in ihrem Leben hat. Friedlich schlief während ihren lebhaften Ausführungen ihr erst fünf Wochen alter Sohn, den sie die gesamte Zeit bei sich trug, so als ob auch ihm schon klar war, dass er seine Mama hier nicht stören durfte.
Ergänzt wurden Lisa Dopkes Äußerungen von Jantje Kollberg, einer Schülerin des 12. Jahrgangs, die das erste Mal als Schülerin mit ihrer Lehrerin in Oswiecim (heutiger Name von Auschwitz) war, dann ein zweites Mal als Begleiterin für andere Schüler*innen. Sie habe besonders der Begriff der „Autonomie“ als für sich selbst sinnstiftend erfahren: Nie wieder, das sei für sie ein wichtiges Motto geworden. Jeder und jede könne sich dafür einsetzen, dass sich Auschwitz niemals wiederholt. „Mehr noch als die emotionale Verbindung ist für mich die Autonomie wichtig: Auf der Basis von Bildung selbstbestimmt eine kritische Haltung zu entwickeln, die gegen Hass aufsteht, und so allen Tendenzen entgegenzutreten, die den Holocaust leugnen.“ Als besonders wertvoll habe sie auch das Tagebuchführen empfunden, das Frau Dopke gemäß dem Konzept „Change Writers“ in der Schule implementiert habe.
Die Didaktische Leiterin Anette Bertram gab einen kurzen Einblick in zwei Projekttage anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung des Konzentrations- und Arbeitslagers Auschwitz am 27./28. Januar dieses Jahres. Entstanden war die Idee im Wunstorfer Arbeitskreis Erinnerungskultur, den sie in Vertretung für Frau Dopke besucht habe. Bereits im Sommer 2024 hätten Planungen für die über 50 jahrgangsübergreifenden Projekte begonnen.
Die Schulleiterin Elke Helma Rothämel sagte: „Von Herzen „Danke“, dass Sie als Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hannover e.V. der Evangelischen IGS Wunstorf und allen voran unserer Geschichts- und Deutschlehrerin Lisa Dopke und unserer Didaktischen Leiterin Anette Bertram heute in diesem besonderen Rahmen der Hauptveranstaltung zur Woche der Brüderlichkeit in Hannover würdigen, indem Sie uns die Abraham-Plakette 2025 verleihen! Sie würdigen damit zugleich die schulische Arbeit vieler Kolleg*innen.
Musikalisch hervorragend begleitet wurde die Veranstaltung von der Band der jüdischen Gemeinde Hannover unter Leitung von Naum Nußbaum. Mit Geige, Kontrabass, E-Piano, Klarinette/Saxophon und Gesang brachten sie fröhliche, aber auch anrührende Stücke in hoher Qualität und wurden vom etwas 50- köpfigen Publikum reich beklatscht.